MEINE HALTUNG

It’s life that matters, nothing but life – the process of discovering – the everlasting and perpetual process, not the discovery itself at all.”

Virginia Woolf

Kerzen, Buddha, Spiritualität

Im Mittelpunkt meiner Arbeit steht die menschliche Begegnung. Es ist heilsam zu spüren, dass jemand an unseren Gedanken und Gefühlen vorbehaltlos interessiert ist. Es ist heilsam, wenn jemand an unserer Innenwelt teilhaben kann, ohne darin zu versinken, wie es uns selbst leicht passieren kann. Es ist heilsam, gesehen zu werden – und das nicht nur auf die Art, wie wir gern gesehen werden wollen. Wenn wir die Erfahrung machen, dass uns wirklich zugehört wird, lernen wir, uns selbst besser zuzuhören – und das ist der Weg zur Genesung unabhängig von der Thematik. 

Empathie bedeutet für mich, einen Teil des bewussten oder unbewussten Erlebens meines Gegenübers annähernd in mir selbst zu erleben. Dies schafft Verbundenheit und Verständnis, eingebettet in fachliches Wissen und Erfahrung. Auch Schwierigkeiten in einer grundsätzlich guten therapeutischen Beziehung können eine große Chance sein. Wenn ein bewusster Umgang damit gelingt, lernen wir uns selbst besser kennen. Wir lernen zu unterscheiden, wie sehr wir mit uns selbst und unserer Vergangenheit im Konflikt sind oder tatsächlich mit unserem Gegenüber. Ich verstehe mich als Teilnehmer*in im Prozess und nicht als unbeteiligte Projektionsfläche, damit bleibe ich auch persönlich ansprechbar. Wenn Konflikte ausgetragen werden können, schafft das Vertrauen. 

Elefant, Weisheit, Haltung, Psychotherapie

Laub, Blatt

Eine Therapie ist eine gemeinsame Reise, die nicht vorhersehbar ist. Diese Reise dient in meinem Verständnis einer Neuausrichtung – einer Ausrichtung auf sich selbst und das Leben hin durch mehr Selbstkontakt und Selbsterkenntnis, also Bewusstheit. Meine Aufgabe sehe ich darin, diese Neuausrichtung zu unterstützen und immer wieder anzustoßen. Konkrete Schritte ergeben sich aus dem Prozess. Ziel ist nicht die Wiederherstellung von Funktionalität sondern die Wiederherstellung von Lebendigkeit, in welcher Form auch immer sie sich zeigen möchte. Ich sehe Menschen als intelligente, lebendige Wesen, die sich selbst neu organisieren können – ein unterstützendes Gegenüber kann diesen Prozess erleichtern und vertiefen. Ich verstehe mich als Übersetzungshilfe oder Brücke zwischen den (noch) unbewussten Signalen und der bewussten Ausrichtung eines Menschen, damit dieser in sich kongruenter werden kann. Unterstützung heißt für mich, den individuellen Weg eines anderen Menschen zu bejahen. Dies kann auch Konfrontation beinhalten, wo sie nötig und wichtig erscheint, denn oft stehen wir uns selbst im Weg. 

See, Spiegelung
Landschaft, Seele

Mein persönlicher Stil, Prozesse zu begleiten, ist intuitiv. Fachliches Wissen bildet ein unverzichtbares und hilfreiches Gerüst, das ich schätze und ausbaue. Wird das Gerüst jedoch zum Paradigma, steht der Mensch mit seinem subjektiven Erleben nicht mehr im Mittelpunkt. Intuition, zusammen mit Neugier und Offenheit, ermöglicht Flexibilität – Wissen, Erfahrung und gegenwärtige Wahrnehmung fließen zusammen, ein tieferes Verstehen des Menschen in seiner jeweiligen Situation wird möglich. Weiterhin ist mein Stil wahrnehmungsbasiert statt technikzentriert. Methoden erweitern das Spektrum von Möglichkeiten in der Psychotherapie, sind jedoch kein Selbstzweck. Das Erlernen neuer Methoden verbessert nicht unbedingt die Qualität der Prozessbegleitung. Im Vordergrund steht für mich die Wahrnehmung selbst – was passiert in mir, was passiert in der/dem anderen, was passiert zwischen uns? Wenn Methoden eingebettet sind in das, was sich gegenwärtig entwickeln möchte, sind sie hilfreich. Bei all dem ist es vor allem die Präsenz für das, was ist, die Türen öffnet und heilsam ist. Humor darf bei all dem, was schwer ist, auch nicht fehlen.

Die größte Ressource der Therapeut*in ist der eigene Prozess – in wie weit wir in der Lage sind, uns selbst mit unseren Ängsten und Schatten zu konfrontieren, was wir in uns durchlebt, durchlitten und erfahren haben. Dies öffnet Verständnis auf tieferen Ebenen. Das Leben selbst war und ist dabei mein wichtigster Lehrer. Wenn wir dem Leben zuhören, hören wir uns selbst zu. Wir sehen das Leben als das Mysterium, das es ist und wir erkennen Prinzipien, denen es folgt – wenn wir gegen diese Prinzipien arbeiten, arbeiten wir gegen uns selbst. 

Dämmerung,  Sonnenuntergang, Meer, Seele, Leben

Und schließlich lässt uns jede Begegnung, der wir uns wirklich öffnen, ein Stück weit verändert zurück. So hinterlässt die gemeinsame Reise in der Therapie nicht nur Veränderungen und Spuren in der Klient*in sondern auch in der Therapeut*in – dies ist Herausforderung und Geschenk zugleich. 

Sonnenuntergang, Menschen